***Einsatzbericht Mala vom 18.4.2022 aus 72474 Winterlingen***

Vorab sei gesagt, dass es uns unheimlich schwer fällt diesen Bericht zu schreiben. Nach Rücksprache mit dem wundervollen Besitzer der kleinen Maus, möchten wir über Mala berichten.

Male entlief der Lebensgefährtin des Besitzers am 14.4.2022 als sie sich vor irgendwas fürchterlich erschrocken hat.

Mala konnte sich irgendwie aus dem Geschirr befreien und rannte über ein großes Feld auf und davon.

Der nach wenigen Minuten hinzugezogene Besitzer suchte mit seiner Familie alles ab. Mala hatte eine sehr enge Bindung zu ihrem Besitzer und jeder hoffte, dass sie auf Rufe von ihm reagieren würde.

Am 15.4.2022 wurden wir vom Besitzer kontaktiert und um Hilfe gebeten.

Bedingt durch einen anderen Suchhundeinsatz konnten wir leider erst am 16.4.2022 nach der kleinen Maus suchen.

Also verabredeten wir uns für den 16.4.2022. Vor Ort angekommen verschaffte ich mir einen Überblick und ließ mir alles nochmal ganz genau erklären.

Ich zog Avital ihr Arbeitsgeschirr an und atmete tief durch, gab ihr den GA und ihr Kommando und dann ging es direkt los.

Einmal quer über das Feld, runter in Richtung Wald. Da drehte Avital um, zog hoch zur Brücke zur Landstraße, drehte dort wieder ab und lief zu einem stillgelegten Klärwerk. Zog an diesem vorbei und drehte nach links ab in Richtung Pferdehof, umkreiste diesen und machte den Trail von hinten oberhalb vom Klärwerk zu.
Mala musste also dort irgendwo sein.

Wir besprachen die weitere Vorgehensweise und zogen uns zurück.

Wer immer denkt, dass Welpen dem Besitzer auf Schritt und Tritt folgen und sich freuen, fremde Menschen zu sehen, der irrt sich leider.

Ich kontaktierte den ortsansässigen Jäger und siehe da, jemand Bekanntes ist für dieses Revier zuständig. Ich hatte Tilo am anderen Ende der Leitung.

Tilo hatte uns in der Vergangenheit bei der Sicherung vom Momo aus Straßberg schon tatkräftig unterstützt und das erleichterte uns vieles ungemein.

Tilo bot an, die Besitzer mit der Wärmebildkamera zu unterstützen. Es wurden in dem Bereich mehrere Futterstellen eingerichtet und Schleppen über Schleppen gezogen.

In der folgenden Nacht passierte leider gar nichts.

Und dann gab es am 17.04.2022 einen erlösenden Anruf im Tierheim Albstadt mit dem Hinweis, dass man Mala auf einer Wiese gesehen hat. Man kam bis auf ein paar wenige Meter an sie ran und dann sei sie mit vollem Tempo wieder weggelaufen.

Die Wiese liegt genau hinter dem Pferdehof, passte also zu unserem Trail vom 16.4.2022.

Leider hatten die Sichter kein Telefon dabei und so kam die Sichtung über Umwege 2 Stunden später im Tierheim an.

Natürlich machte sich der Besitzer mit seiner Familie direkt auf den Weg, aber Mala war weit und breit nicht mehr zu sehen.

Tilo kam ein weiteres Mal mit seiner Wärmebildkamera und der ganze Pferdehof wurde auf den Kopf gestellt, leider ohne Ergebnis.

Parallel hat Jennifer am Sichtungspunkt und im gegenüberliegenden Wald weitere Futterstellen eingerichtet.

Wir waren alle voller Hoffnung und fühlten uns so nah dran!

Nachts lösten die Cams immer und immer wieder Alarm aus, wir sahen Füchse, Katzen, Mader …..aber leider keine Mala.

Hatte sie sich so erschrocken, dass sie über die angrenzende Brücke in den Wald gerannt ist?

Ich ging am 18.4.2022 ein weiteres Mal mit Avital in den Einsatz, zum einen um die Sichtung zu überprüfen und zum anderen Malas eventuelles neues Gebiet herauszufinden.

Parallel hatte ich einen 2.Suchhund als Backup dabei.
Diesen ließ ich jetzt als Erstes laufen. Er lief, wie Avital auch in Richtung Pferdehof, rechts an diesem vorbei, kurz durchs Wohngebiet und dann in Richtung Sichtungspunkt und dort nahmen wir ihn raus.

Dann machte ich Avital fertig, zog ihr das Arbeitsgeschirr an, gab ihr das Kommando und dann ging es los. In Richtung Pferdehof, über diesen drüber auf die Koppel hinter dem Hof, geradewegs in Richtung Sichtungspunkt.

Wir kreuzten den Sichtungspunkt und Avital lief zielstrebig zu der angrenzenden Brücke, überquerte diese und schaute immer und immer wieder in den Wald. Irgendwann zog sie an und kreiste ein Gebiet ein.

Wir brachen ab. Der Wald ist dort teilweise so dicht bewachsen, dass für uns Menschen kein Durchkommen war und wir uns dort immer wieder in Gefahr brachten da wir uns inmitten von Wildschweinen und deren Frischlingen befanden.

Ich rief unseren Drohnenpiloten Thomas an und bat ihn um Hilfe.

Thomas und seine Frau sind zwei wundervolle Menschen, die immer versuchen alles möglich zu machen und so nahmen sie am späten Nachmittag am 19.4.2022 den Weg von 150 Kilometern auf sich, um uns vor Ort zu unterstützen.

Wir wussten, dass es nicht leicht werden würde, da der Wald mittlerweile in voller Blüte stand. Wir wollten aber auf keinen Fall irgendwas unversucht lassen.

Als die beiden eintrafen waren wir voller Hoffnung und schon ging es los. Stück für Stück flog Thomas den Wald ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit brachte auch der Drohnenflug kein Ergebnis.

Wir waren alle völlig verzweifelt und fühlten uns einfach machtlos und oft wie gelähmt.

Wir setzten jetzt noch weitere Cams in dem eingekreisten Bereich. Der Besitzer zog Wurstwasserspuren und wir hofften auf die nächste Nacht.

Wir machten uns große Sorgen um Mala. Nachts wurde es kalt und wir hofften darauf das Mala sich endlich zeigen würde.

Mittlerweile hatten wir noch Lea und Michaela von Hund entlaufen Heidenheim mit ins Boot geholt. Ich bat die beiden darum, uns mit der Aufteilung des Waldgebietes in Form einer Suchkarte zu unterstützen.

Wir arbeiten immer wieder mit dem Team zusammen und können uns blind aufeinander verlassen.

Die Idee war, viele Suchhelfer zu mobilisieren, um den Wald auf links zu drehen, damit machen wir immer wieder gute Erfahrungen.

Der Wettlauf gegen die Zeit hatte schon lange begonnen und wir wussten, dass wir auf alles gefasst sein mussten. Wir wollten Mala um jeden Preis finden.

Leider war es uns nicht möglich diese Idee umzusetzen. Aufgrund der Brut und Setzzeit bekamen wir dafür kein GO.

An dieser Stelle sei gesagt, dass wir natürlich sprachlos und fassungslos waren, aber die Jäger waren uns eine große Stütze und wir mussten das akzeptieren. Man läuft wirklich Gefahr, dort lebende Kitze aufzuscheuchen, Wildschweine aufzuscheuchen. Man bringt sich selbst in Gefahr und man gefährdet das Leben der Waldbewohner. Es war in dem Moment einfach höhere Gewalt.

Die Nacht verging und bis auf Füchse und Mader war nichts auf der Cam zu sehen.
Wir waren so machtlos und haben das so in der Form noch nie erlebt.

Ich entschied mich am 20.4.2022 nochmal in einen Einsatz mit Avital zu gehen, wir mussten Mala finden, dass war der einzige Gedanke den wir hatten.

Ich zog Avital das Arbeitsgeschirr an und dann ging es los. Wir liefen ebenfalls denselben Weg wie bereits am 18.4.2022.Begleitet wurden wir von Tilo und seiner Wärmebildkamera.

Wir wussten, dass wir uns nun ganz bewusst einer großen Gefahr aussetzen würden.

Er versicherte uns, uns zu jeder Zeit zu beschützen sollten wir auf Wildschweine stoßen. Die Anspannung war groß.

Avital schaute immer und immer wieder in den Wald und bog dann zielstrebig nach links ab und zog uns über Stock und Stein. Auch sie passte ohne Probleme überall durch und wir stießen auf einen sehr großen Fuchsbau. Sie lief den Weg nun auch noch von der anderen Seite an, mehrere Male drehten wir uns dort im Kreis und dann machte sie dort alles zu.

Wir hatten in dem Moment alle kein gutes Gefühl. Mala wog zu dem Zeitpunkt nicht mal 2,5 kg.
Der Bau war bewohnt und das machte es nicht leichter.

Da die Dunkelheit anbrach, zogen wir uns zurück. Der Besitzer hing mit seinem Sohn weitere Cams genau in diesen Bereich.

Ich fuhr nach Hause und ließ mir meine Trails und das Verhalten von Avital durch den Kopf gehen. Irgendwas stimmte da nicht, da waren Jennifer und ich uns einig.

Wir entschieden dann, dass Jennifer am nächsten Tag nochmal hinfahren würde und quasi durch das Unterholz robben würde.

Sie tat es und das was sie fand, machte uns alle sehr traurig macht. Dort lagen weiße Fellfetzen, genau zwischen diesen beiden Bauten.

Wir waren alle sehr geschockt und wie gelähmt.

Wir sind es immer noch und wir hoffen dennoch inständig, dass Mala lebt.

Was wir in dieser Zeit erleben durften berührt uns sehr. Ein wundervoller Besitzer mit seiner Familie, die Tag und Nacht alles getan haben, die unentwegt unterwegs waren.

Es tut uns alles so unendlich leid. Wir erleben selten so tolle und engagierte Besitzer und das macht das Ganze noch unerträglicher.

In all den Jahren der Hundesicherung ist es uns gelungen, jeden Hund, den wir betreut haben, nach Hause zu holen, leider auch nicht immer lebend. Dass dieser Tag X, an dem man es nicht schaffen wird, kommen wird, ist uns sehr bewusst.

Warum dieser Tag jetzt da sein muss?

Mala, wir hoffen trotzdem, dass du irgendwo bist, wo es dir gut geht.

Wir bedanken uns bei dem Besitzer und seiner Familie für euer Vertrauen und euren unglaublich tollen Einsatz.

Danke an Tilo für deine großartige Unterstützung zu jeder Tages und Nachtzeit!

Danke an Thomas und seine Frau das ihr euch auf den Weg zu uns gemacht habt.

Danke an Lea und Michaela von Hund entlaufen Heidenheim/Brenz und Umgebung.

Danke an alle Menschen vor Ort, die uns alle unterstützt haben.

Wir haben alles versucht was man machen kann und fühlen uns so verdammt schlecht.

Es tut uns von Herzen leid auch an uns geht das nicht spurlos vorbei.

Wir möchten euch inständig darum bitten, von Vorwürfen abzusehen. Es ist für alle sehr schwer.

Vielen Dank!

Suchhunde Baden-Württemberg

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