Der Mischlingshund Kalle stammt ursprünglich aus dem Kreistierheim Schwarzwald-Baar-Kreis.
Kalle entlief seinen Probebesitzern am 15.9.2022 in einem unachtsamen Moment aus der Haustüre raus.
Ziemlich schnell nahmen wir die Suchmeldung der Probebesitzer auf Facebook wahr und boten unsere Hilfe an.
Leider meldete sich niemand auf unser Angebot und so konnten wir nur Tag für Tag den Vermisstenbeitrag verfolgen in der Hoffnung, bald ein Happy End lesen zu können.
Die Tage vergingen und es gab in keiner einzigen Gruppe irgendwelche Neuigkeiten. Und dann meldete sich am 30.9.2022 gegen Abend die Probebesitzerin bei uns und bat uns um Hilfe.
Wir erklärten ihr, dass wir das Einverständnis vom Tierheim benötigen, um irgendwas machen zu können.
Es dauerte nicht lange und wir bekamen vom Tierheim das GO.
Tja, und wer unsere Seite verfolgt, weiß, dass wir uns ab dem 30.9.2022 eigentlich in den Urlaub verabschiedet hatten und dann kam Kalle.
Wir warfen unsere Pläne kurzerhand über den Haufen und leiteten alle Maßnahmen zur Sicherung von Kalle ein.
Wir verabredeten uns für den 1.10.2022.
Es gab von Kalle einige Sichtungen im Bereich Klippeneck und im Bereich des Pennymarktes, quasi in der entgegengesetzten Richtung.
Die Probebesitzerin und ihre Freundin bereiteten das Wurstwasser vor und kauften sonstige Leckereien ein.
Es gab eine aktuelle vom 30.09.2022 in der Nähe des Pennymarktes.
Nachdem wir uns über Google Earth das Gebiet angeschaut haben und von einem Jäger von einer früheren Sicherung noch am Abend des 30.9.2022 erfahren haben, dass am Wochenende auch noch der Albabstieg in Denkingen stattfinden würde, entschieden wir uns, uns auf die Seite des Pennys zu konzentrieren.
Dass das alles aber gar nicht so einfach werden würde und man uns Steine in den Weg legen würde, haben wir am 30.9.2022 noch nicht geahnt.
Da wir am 1.10.2022 überwachte Futterstellen im angrenzenden Wald vom Pennymarkt einrichten wollten, versuchten wir die ortsansässigen Jäger zu erreichen, um uns ihr Einverständnis zu holen.
Der erste Jäger vom Klippeneck war schnell gefunden. Nachdem wir ihm am Telefon erklärten, wer wir sind und was wir gern vor Ort tun möchten, gab er uns sein Einverständnis in seinem Revier Futterstellen einrichten zu dürfen.
Leider war dieser nette Jäger nicht für die andere Seite des Waldes zuständig. Er gab uns die Namen der Kollegen und wir kontaktierten diese.
Jäger Nummer 2 haben wir über Umwege erreicht. Dieser war am Telefon sehr zuversichtlich und hatte bis zu dem Zeitpunkt nichts dagegen, dass wir Futterstellen für Kalle einrichten wollten, wollte es aber mit seinem Mitjäger Nummer 3 noch abklären.
Guter Dinge fuhren wir bepackt mit Cams und Futter nach Denkingen. Wir schauten uns die Gegend des letzten Sichtungspunktes an, schauten auf der Karte und trugen alle Sichtungen zusammen und beschlossen eine Futterstelle am Waldrand unterhalb vom Pennymarkt zu machen.
Neben dem Penny befindet sich ein Solarpark. Geht man durch diesen durch, so kommt man am hinteren Ende eines angrenzenden Waldes raus an dem Kalle auch 2-mal gesehen wurde. Auch dort wollten wir eine Futterstelle einrichten.
Tja und dann kam alles ganz anders. Die Jäger Nummer 2 und 3 untersagten uns per E-Mail das Anfüttern von Kalle sowie das Stellen einer Lebendfalle in deren Revier.
Ruummmms , der hat gesessen.
Nachdem wir dann Jäger Nummer 2 angerufen haben und dieser uns wegdrückte und uns übrigens bis heute nicht zurückgerufen hat, riefen wir dann Jäger Nummer 3 an
Dieser kannte unsere Nummer nicht und ging ans Telefon. Wir erklärten ihm kurz, wer wir sind, und wollten mit ihm über die E-Mail sprechen.
Man würde es nicht erlauben, weil es verboten sei Tiere anzufüttern.
Liebe Herren, Sie haben selbst Hunde und diese laufen Ihnen hoffentlich niemals weg. An dieser Stelle möchten wir gern erwähnen, dass wir keine Wildtiere anfüttern, sondern ein entlaufenes Haustier!
Wir sollten doch den Hund am Ortsrand anfüttern, er sei ja auch nachweislich an einer Katzenfutterstelle gewesen.
Da war Kalle auch, allerdings 7 Tage vorher und das würde uns leider nur noch wenig nützen und einen Hund füttert man dort an, wo er zuletzt gesehen wurde!
Und auch sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Tierschutzgesetz über dem Jagdrecht steht, und das sollten Sie beide ja am besten wissen.
Dass es noch dicker kommen würde, bekamen wir dann ein paar Tage später zu spüren, dazu aber später mehr. Man muss Jäger Nummer 3 aber dennoch zugute heißen, dass er uns empfahl, die Grundstückseigentümer von den Wiesen ausfindig zu machen, diese würden nicht zum Revier gehören.
Wer uns kennt weiss, dass wir uns durch sowas nicht entmutigen lassen und andere Wege finden!
Unsere Cam hing ja Gott sein dank vor dem Grenzstein auf einem privaten Grundstück und so fieberten wir der Nacht entgegen.
Unsere Cam schlug am 2.10.2022 um 0:15 Uhr Alarm.
Schnell die App gestartet und Freudensprünge gemacht, da stand Kalle und fraß genüsslich an der Futterstelle .
So schnell kann es dann manchmal gehen.
Wir entschieden uns am 2.10.2022 die Lebendfalle zu stellen und somit stießen wir auf unser nächstes Problem.
Wir hatten Wochenende und wir wussten anhand der Flurstücksnummern leider nicht genau, ob es alles privater Grund ist oder ob ein Teil der Wiese neben dem Pennymarkt auch der Gemeinde gehören könnte.
Wir riefen also die Polizeistation in Spaichingen an und baten diese um Hilfe. Am anderen Ende der Leitung war ein sehr netter Polizist. Er bat uns um etwas Zeit.
Nach weiteren 20 Minuten hatten wir den Grundstückseigentümer rausgefunden und dann klingelte unser Telefon. Der nette Polizist teilte uns mit, dass wir bis zum 4.10.2022 seitens der Polizei eine Sondergenehmigung für das Stellen der Lebendfalle bekommen.
Auch der Grundstückseigentümer gab uns sein GO alles machen zu dürfen, bis wir Kalle sichern können.
Na also, geht doch dachten wir uns!
Wir würden uns doch nicht von 2 Jägern aufhalten lassen!
Wir waren außer uns vor Freude, so gab es doch noch kooperative Menschen in Denkingen.
Wir luden die Lebendfalle auf und fuhren nach Denkingen. Schnell war die Falle gestellt, die Livecams aufgebaut und zur Vorsicht eine weitere Cam unweit der Falle gehängt, man musste ja mit allem rechnen.
Die Nacht brach an und leider setzte auch das gemeldete Unwetter ein.
Um 0:18 Uhr schlugen die Livecams Alarm. Wieder schnell die App gestartet, alle Cams angeschmissen.
Kalle war an der Falle zu sehen aber so schnell wie er zu sehen war, so schnell war er auch wieder weg.
Zunächst kein Grund zur Sorge denn nicht jeder Hund empfängt freudestrahlend diesen komischen Käfig.
Leider suchte Kalle die Lebendfalle in dieser Nacht kein weiteres Mal auf.
Um kein Risiko einzugehen, entschieden wir uns am 3.10.2022 eine weitere Futterstelle etwas oberhalb der Falle eizurichten.
Wir arbeiten oft mit Ausweichfutterstellen. Einfach für den Fall der Fälle, falls der entlaufene Hund doch ein Problem mit der Lebendfalle hat, ist der Platz dann oft verbrannt und man würde wieder bei 0 anfangen.
Das wollten wir bei einer Fahrtstrecke von 65 Kilometern ein Weg natürlich gern vermeiden.
Als wir in Denkingen ankamen, schauten wir uns einfach mal den Solarpark etwas genauer an. Es hatte in der Nacht ein weiteres Mal geregnet und so fanden wir im Solarpark die Pfotenabdrücke von Kalle.
Wir waren uns sicher, dass er sich in dem Parkt aufhalten würde. Es gab nämlich auch keinerlei Sichtungen mehr von Kalle.
Wir zogen gemeinsam mit der Probebesitzerin und ihrer Freundin von dem Solarpark eine Wurstwasserspur zur Ausweichfutterstelle. Wir frischten nochmal alles auf und fuhren heim.
Wie waren noch immer guter Dinge.
Kalle ließ auch nicht lange auf sich warten und tauchte um 21:45 Uhr am 3.10.2022 an unserer Ausweichfutterstelle auf.
Er schaute immer wieder nach unten in Richtung Falle und verschwand in der Dunkelheit und tauchte leider kein weiteres Mal auf.
Am 4.10.2022 begann unser nächster Marathon da ja unsere Genehmigung von der Polizeidienstelle ausgelaufen war. Wir durften seitens des Grundstücksbesitzer ja nach wie vor alles machen.
Wir wollten dennoch auf Nummer sicher gehen und uns für den angrenzenden Solarpark auch eine Genehmigung einholen.
Das ging dann Gott sei Dank völlig problemlos.
Es beschlich uns nämlich das erste Mal das Gefühl, dass Kalle ein Problem mit der Lebendfalle haben könnte.
Wir entschieden uns in der kommenden Nacht nochmal richtig dicke Spuren zur Falle zu ziehen und unwiderstehliches Futter in die Falle zu legen.
Und da wir ja noch nicht genug zu tun hatten, haben wir dann noch erfahren, dass man sich im Dorf über die Lebendfalle unterhalten würde und das gesagt wurde, dass die Lebendfalle lebensgefährlich sei.
In dem Moment haben wir echt gedacht, dass wir in einem falschen Film sind. Wir möchten auch nicht erwähnen, durch wen das Ganze gestreut wurde, aber man kann es sich ja auch denken.
Irgendwie mussten wir auch etwas schmunzeln, so hatten wir ja am Anfang auch gleich erwähnt, dass wir im Besitz eines Fallenscheins sind. Aber gut, bei manchen Menschen denkt man sich seinen Teil, aber dennoch machte uns das alles etwas Sorgen.
Wir waren gewarnt und auf der Hut.
Wir fieberten alle der nächsten Nacht entgegen und Kalle tauchte um 23:40 Uhr an der Ausweichfutterstelle auf.
An diesen Ausweichfutterstellen liegt immer nur ganz wenig zu fressen. Der Hund soll ja nur Appetit bekommen und im schlimmsten Fall ja auch nicht abwandern.
Auf jeden Fall dauerte es keine 5 Minuten und dann schlugen die Cams an der Falle Alarm. Kalle war also unserer Futterkugelspur zur Falle gefolgt und traute sich das erste Mal vor die Falle.
Wir atmeten das erste Mal ein bisschen auf.
Leider wurde uns ziemlich schnell in der kommenden Nacht am 5.10.2022 der Wind aus den Segeln genommen und Kalle tauchte gar nicht erst auf.
Zum Mäuse melken.
Wir machten uns aufgrund der gesamten Situation schon ein paar Sorgen.
Schließlich bekommen wir ja leider auch nicht alles mit.
Wir entschieden uns am 6.10.2022 die Falle umzustellen und aus der angrenzenden Gefahrenzone Wald, rauszunehmen.
Parallel richteten wir eine weitere Ausweichfutterstelle im Solarpark ein. Am alten Platz der Falle tauchte Kalle nämlich nicht mehr auf und wir wollten einfach nur auf Nummer sicher gehen.
Kalle suchte die Futterstelle am Solarpark auf und danach tauchte er an der Falle auf, zeigte aber wenig Interesse.
Er musste definitiv ein Problem mit der Falle haben.
Wir entschieden uns, den Zwinger zu stellen.
Da wir aber erst am 7.10.2022 abends aus Österreich zurückkamen, ja wir waren dann doch noch für 3 Tage weg und die andere Hälfte vom Team gesundheitlich angeschlagen war, konnten wir den Zwinger erst am 8.10.2022 stellen.
Kalle tauchte in der Nacht auf den 8.10.2022 wieder an der Falle auf.
Er lief auch zum Eingang zur Falle, lief um die Falle, aber er traute sich einfach nicht rein. Er war mittlerweile so verzweifelt, dass er sich vor der Falle ablegte.
Das zerriss einem echt das Herz.
Wir hofften noch immer, dass er sich doch in die Falle trauen würde, aber diese Hoffnung war leider vergebens.
Wir verabredeten uns für den 8.10.2022 um 16 Uhr um den Zwinger aufzubauen, Wir bestückten diesen mit allem, was das Hundeherz begehrt, und zogen von dannen.
Was, wenn er nicht in den Zwinger gehen würde?
Wir hätten ihn dort nicht narkotisieren lassen können da er sich an einer vielbefahrenen Straße aufhielt. Wir machten uns wirklich große Sorgen und setzten all unsere Hoffnung in den Zwinger.
Nun begannen die Warterei und das Bangen und Hoffen.
Diese Kombination ist gar nicht so leicht.
Immer wieder schauten wir auf alle Cams aber es tat sich leider gar nichts.
Um 22:09 Uhr gab es endlich das erlösende Foto und Kalle stand vor dem Zwinger. Zunächst natürlich etwas skeptisch, aber dennoch sehr interessiert.
Wer jetzt glaubt, dass er uns den Gefallen tat, direkt in den Zwinger zu gehen, den müssen wir an dieser Stelle leider enttäuschen.
Kalle entschied sich nach 20 Minuten den Zwinger und uns zu verlassen und wahrscheinlich seine Abendrunde zu drehen.
Prima dachten wir! Das kann ja was werden.
Und so vergingen die Stunden bis die Cams schließlich um 0:53 Uhr Alarm schlugen und Kalle immer wieder um den Zwinger lief, mal wieder reinschaute, dann wieder von der Seite schaute usw usw usw.
Mein Gott, was für eine Nacht.
Um 2:24 Uhr hatte Kalle sich dann endlich entschieden in den Zwinger zu laufen und konnte dem Berg an Futter nicht mehr widerstehen und endlich hatte der Spuk ein Ende.
Klappe zu, Kalle war safe!
Wir sind sofort raus aus dem Bett, rein in die Klamotten und nach Denkingen gerast.
Kalle ließ sich noch im Zwinger von uns ein anderes Sicherheitsgeschirr anziehen.
Mittlerweile war auch ein Mitarbeiter vom Tierheim eingetroffen, um Kalle vor Ort von uns zu übernehmen.
Kalle wurde sicher ins Auto verladen. Er hat sich sofort in die Box gelegt.
Er war auch einfach nur noch fertig und, so denken wir, sichtlich erleichtert, dass das endlich alles vorbei war.
Ende gut, alles gut!
Kalle hat seinen Ausflug unbeschadet überstanden und erholt sich im Tierheim von den Strapazen der letzten Wochen.
Wir möchten Danke sagen!
Danke an die Probebesitzerin! Sie hat den Kontakt zu uns aufgenommen und alles in die Wege geleitet. Danke auch an sie und ihre Freundin für den unermüdlichen Einsatz vor Ort.
Von Herzen Danke an das Kreistierheim Schwarzwald-Baar Kreis für das Vertrauen in uns und unsere Arbeit.
Wir standen im ständigen Austausch und es herrschte blindes Vertrauen in uns.
Danke an den wirklich netten und kompetenten Jäger vom Revier Klippeneck!
Von Herzen Danke an Herrn Schwer. Was hätten Kalle und wir nur ohne Ihr Einverständnis für Ihr Grundstück gemacht!
Von Herzen Danke an die Polizeistation in Spaichingen. Das war wirklich mega und ganz, ganz großes Kino was ihr uns ermöglicht habt!
Von Herzen Danke an dich liebe Tanja. Ohne wenn und aber durften wir in deinem Garten eine Futterstelle einrichten.
Von Herzen Danke an den tollen Bauhofleiter. Ohne zu zögern gab auch er uns das GO im Solarpark eine Futterstelle einrichten zu dürfen!
Danke an den Pächter des Grundstücks. Auch er gab sein GO für alle Maßnahmen während der Sicherung.
Von Herzen Danke an die wunderbaren Flyerhelfer!
Von Herzen Danke an alle wunderbaren Sichter!
Von Herzen Danke an die Facebookgemeinde für euren Zuspruch!
Von Herzen Danke an meine wunderbare Kollegin Jennifer. Ich kann mich immer auf dich verlassen, egal wann und egal wo, du bist immer da.
Es war für uns alle nicht einfach denn auch Jennifer ereilte während der Sicherung ein Schicksalsschlag und wir selbst waren und sind noch immer in Trauer über den Verlust unserer Hunde.
Wir wünschen Kalle von Herzen alles Gute. Wir wünschen ihm ein tolles Zuhause und das möglichst bald.
Es geht wie immer nur gemeinsam, gerade in so einer schweren Zeit.
Suchhunde Baden-Württemberg