Casper entriss sich am 16.2.2023 seinem Frauchen samt 15 Meter Schleppleine in einem unachtsamen Moment während der Gassirunde.
Casper hatte wohl was in die Nase bekommen und dann gab es einen kräftigen Ruck und er verschwand im gegenüberliegenden Wald.
Sein Frauchen wartete eine Zeitlang am Entlaufort.
Nach einiger Zeit lief die Besitzerin über einen Waldweg den Wald von hinten an.
Auf diesem Weg kam ihr ein Ehepaar entgegen die Casper auf der anderen Seite des Waldes gesehen haben.
Er sei leider wieder ziemlich schnell im Dickicht verschwunden.
Die Dunkelheit brach an und die Besitzerin machte sich sehr große Sorgen.
Am 17.2.2023 klingelte bei uns das Telefon. Am anderen Ende der Leitung hatten war die völlig verzweifelte Besitzerin.
Aufgrund der Tatsache, dass es seit Entlaufen keine weitere Sichtung mehr von Casper gab, er knapp 5 Jahre in der Familie ist und sich in dem Gebiet auskennt, sagten wir für den frühen Nachmittag einen Suchhundeinsatz zu.
Nach unserem Telefonat kontaktierten wir Jürgen von den Johannitern und baten ihn mit der Drohne um Hilfe.
Auch er sagte uns seine Hilfe für den frühen Nachmittag zu.
Vor Ort angekommen mussten wir erstmal durchatmen.
Der Wald war riesig, überall Felder soweit das Auge reichte und leider verliefen direkt neben dem Wald die Gleise und es stürmte aus allen Richtungen und mittlerweile wussten wir auch, dass sich in dem Wald ein Rudel von mindestens 20 Wildschweinen aufhielt.
Eins war klar, es würde eine große Herausforderung werden.
Ich machte Avital fertig und wir liefen noch ein Stück zum Entlaufort. Wir ließen uns alles ganz genau von der Besitzerin erklären und dann gab ich Avital das Startsignal und schon ging es los.
Avital schlug vom Entlaufort den Weg nach rechts ein und lief nicht in die Richtung, in die Casper am Entlauftag gerannt war.
Das ist für Avital völlig normal, sie macht schon immer ihr eigenes Ding. Sie kürzt schon immer viel ab und legt sich immer ihren eigenen Plan im Kopf zurecht.
Wir arbeiteten uns außen rum. Sie blickte immer und immer wieder in den Wald und was wir da vom Waldweg aus sahen, lies uns erstarren.
Riesige, frische Wildschweinsuhlen so weit das Auge reichte. Uns war wirklich mulmig zumute.
Avital schlug dann den Weg nach links ein und nun liefen wir auch noch parallel zu den Gleisen. Aber aufgrund der Lockerheit von Avital waren wir sehr entspannt.
Kein Anzeichen davon, dass Casper auf den Gleisen liegen könnte.
An einem alten Bahnwärterhäuschen stoppten wir und Avital lief es von allen Seiten an. Sie ließ sich einige Zeit nicht mehr davon abbringen, abzudrehen. Den Weg weiter nach oben schloss sie direkt aus.
Nach einiger Zeit zog sie gegenüber vom Bahnwärterhäuschen in den Wald und zog richtig an. Es ging den Hang runter und wieder rauf und dann standen wir genau an dem Punkt, an dem Casper nach entlaufen noch gesichtet wurde.
Sie schloß einen weiteren Weg aus blickte auf die andere Seite in den Wald und lief rein.
Dass wir uns just in dem Moment in große Gefahr begaben, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Kurz drauf kam der Ruf von hinten: „Achtung Wildschwein!!!!“
In Windeseile holte ich die Leine von Avital so schnell es ging ein, wickelte sie mir um die Handgelenke, trat fest in den Boden und blieb sofort stehen und wir bewegten uns keinen Meter.
Der Keiler schoss an uns vorbei, Avital verfiel in Schockstarre, als wusste sie in diesem Moment ganz genau, wie gefährlich diese Situation für uns alle war. Sie bewegte sich ebenfalls keinen Zentimeter.
Für den Moment brach ich den Trail ab und wir zogen uns zurück und liefen zu den Autos.
Ich holte Amon aus dem Auto, jetzt war er an der Reihe. Wir entschieden uns, dass Jürgen uns aus der Luft begleiten würde und wir uns über Walkie Talkie austauschen würden.
Ich gab Amon das Startsignal und er lief los. Da er noch sehr Spurtreu arbeitet, schlug er sofort den Entlaufweg von Casper ein und arbeitete sich in Richtung Wald vor.
Es dauerte auch leider hier nicht lange bis die erste Wildsau aufsprang und kurz drauf die Zweite.
Auch aus der Luft war es leider alles nicht so einfach da dieses Gebiet teilweise so dicht bewachsen ist und wir uns auch immer wieder aus Dornenbüschen befreien mussten.
Amon suchte sich einen anderen Weg quer durch den Wald.
Wir waren immer auf der Hut und wirklich sehr vorsichtig. Auch Amon lief über einen anderen Weg zu dem Bahnwärterhäuschen. Dann daran vorbei und weiter zur Spitze des Waldes.
Auch mit Amon kamen wir in der Nähe vom Sichtungspunkt raus und dann zog er an. Er lief in den gegenüberliegenden Wald rein und wieder raus. Er lief wieder rein und wieder raus.
Der Wind blies aus allen Richtungen. Wir konnten es in diesem Moment einfach nicht lösen und ich nahm ihn raus.
Ich war mir sicher, dass Casper nicht weit von uns entfernt sein würde.
Aber egal wo man hinschaute, es war eine einzige Hanglage in dieser Ecke.
Wir liefen zum Auto zurück.
Wir entschieden , dass wir mit den Autos umsetzen und an der Stelle vom Abbruch mit Suchhund Avital nochmal an den Start geht.
Wir drehten nun genau in die Richtung des Waldes in dem Amon immer wieder rein uns raus rannte und just in diesem Moment sprang ca. 300 Meter von uns entfernt etwas von rechts nach links und verschwand
Auch Jürgen teilte uns die Wärmequelle aus der Luft mit.
War das etwa Casper?
Ich entschied mich, Avital nochmal auf dem Waldweg anzusetzen. Ich wollte sehen, was sie nun machen würde
Sie war noch nicht mal umgeleint und signalisierte schon ganz klar, in welche Richtung es gehen würde. Ich leinte sie um und sie zog sofort in das Waldstück rein in welches Amon immer wieder rein uns rausrannte und wo wir Sebbi am Hang rausnahmen.
Avital steuerte direkt den Hang an, wir liefen diesen runter und auf der anderen Seite wieder hoch, sie zog richtig an und genau in diesem Moment nahm ich sie raus.
Ich sagte der Besitzerin, dass der Schatten und zugleich Wärmequelle zu 100% Casper war.
Wir zogen uns sofort zurück, um ihn nicht aufzuscheuchen und zu vertreiben.
Die Besitzerin richtete Futterstellen ein und wartete vor Ort solange es ging.
Leider blieb es in der Nacht still. Wir wussten ja leider nicht, ob Casper noch mit der Leine unterwegs war oder nicht, dies konnten wir auf die Entfernung nicht sehen.
Wir empfahlen der Besitzerin anzufangen zu flyern und auch komplett Ruhe einkehren zu lassen. Das Waldgebiet dort ist leider riesig.
Es kam dennoch keine einzige Sichtung rein. Wir machten uns große Sorgen.
Für den 19.2.2023 war ein weiterer Suchhundeinsatz geplant, leider konnten wir dies aufgrund des Wetters nicht verantworten.
Es war den ganzen Tag über stürmisch.
Wir verlegten den Einsatz auf den 20.2.2023 und dann hatte uns die Magen-Darm-Grippe fest im Griff.
Es kommt tatsächlich immer mal wieder vor, dass die Hunde in einem sehr extremen Jagdmodus sind und aus diesem Tunnel einfach nicht mehr rauskommen.
Über Umwege bekamen wir mit, dass jemand frische Knochen gefunden hatte. Wir telefonierten mit dem Jäger der diesen wohl auch schon zu Gesicht bekommen hatte.
Er war sich sicher, dass dies kein Reh ist und wahrscheinlich von Casper sein könnte.
Wir wussten in diesem Moment nicht, was wir denken sollten.
Wurde Casper vielleicht doch von den Wildschweinen erwischt?
Gab es deswegen keine Sichtungen?
Aber unsere Hunde sagten etwas ganz anderes und daran hielten wir fest!
Nachdem die Besitzerin und wir unsere Tierärzte kontaktierten waren wir uns aufgrund deren Aussagen sicher, dass es sich im einen Knochen vom Reh handeln würde.
Jürgen wollte mit seinem Kollegen am 22.2.2023 einen weiteren Versuch mit der Drohne starten.
Leider war das in diesem Moment nicht so leicht, denn die Jäger hatten sich wohl bei der Polizei beschwert.
Warum sie das taten, wussten wir nicht. Wir holten uns für sämtliche Aktionen die Genehmigungen ein.
Wir telefonierten mit der Polizei und diese teilte uns mit, dass die Jäger nicht mehr wollten, dass wir irgendwas in dem Wald unternahmen und wir sollten uns vom Wald fernhalten!
Wir sollten was?
Und wieso sollten wir das?
Wir verstanden die Welt nicht mehr. Wir griffen zum Hörer und telefonierten mit dem Jäger.
Wir standen mit diesem ab dem 18.2.2023 regelmäßig im Austausch und konnten diese Reaktion überhaupt nicht nachvollziehen.
Nach einem kurzem Telefonat bekamen wir dann aber Gott sei Dank doch das GO und
Jürgen startete die Drohne erneut.
Leider blieb der Drohnenflug ohne Ergebnis und es gab nach wie vor noch immer keine einzige Sichtung.
Was war da nur los und wo steckte Casper nur?
Ich entschied mich mit Avital am 23.2.2023 ein weiteres Mal in einen Einsatz zu gehen.
Wir mussten Casper finden, egal wie. Koste es, was es wolle!
Als alles im Auto verladen war,meldete sich plötzlich die Besitzerin mit den Worten:“ Casper wurde gesehen“
Was???? Wirklich? Und vor allen Dingen wo?
Er wurde in dem Wald hinter dem Bahnwärterhäuschen gesehen, ihr erinnert euch?
Wir waren so erleichtert und besorgt zugleich, denn genau dort verlaufen die Bahngleise.
Nun mussten wir schnell handeln. Wir sagten der Besitzerin was sie bitte bis zu unserem Eintreffen vor Ort machen soll.
Sie sollte dort ganz ruhig laufen, mit sich selbst sprechen und falls Casper ihr begegnen würde, sich ruhig verhalten.
Casper sprang auch aus sicherer Entfernung an ihr vorbei und er war noch immer im Jagdmodus.
Die Besitzerin blieb ruhig und lief den Weg weiter entlang.
Auf Höhe des Bahnwärterhäuschens gelang es ihr, Casper abzurufen und zu sichern.
Wir waren in diesem Moment alle so erleichtert. Tausend Steine fielen uns von den Herzen.
Casper hat seinen Ausflug Gott sei Dank unbeschadet überstanden. Er hat etwas abgenommen und war sonst wohlauf und endlich war der Albtraum vorbei!
Unsere Hunde haben einen so verdammt guten Job gemacht und sie hatten von Anfang an recht.
Recht damit, dass sie das Gebiet, in dem sich Casper aufgehalten hat, ganz klar eingrenzten.
Recht damit, dass sie signalisierten, dass er während den Einsätzen mobil war.
Einen mobilen Hund wird man nie finden. Der Hund ist immer in Bewegung und dann haben die Suchhunde keine Chance.
Wir sind verdammt stolz auf die großartige Leistung.
Zeit, Danke zu sagen!
Von Herzen Danke an dich liebe Christine für dein Vertrauen ins uns , unsere Hunde und in unsere Arbeit während der ganzen Suche nach Casper.
Wir wissen, dass das unheimlich schwer ist!
Von Herzen Danke an Jürgen uns seinen Kollegen von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Württemberg Mitte für die Unterstützung aus der Luft!
Tausend Dank an die Polizeistation in Mössingen für die unkomplizierte Zusammenarbeit
Danke an die Jäger vor Ort!
Danke an die beiden Sichter!
Danke an all unsere Follower für euren Zuspruch!
Und zu guter Letzt, von Herzen Danke an meine wunderbaren Suchhunde Avital und Amon. Ich kann mich immer blind auf euch verlassen, ihr seid wunderbar.
Wir wünschen Casper und seiner Besitzerin von Herzen alles Liebe!
Suchhunde Baden-Württemberg