Am 22.2.2023 öffneten wir Facebook und sahen, dass wir mehrfach verlinkt wurden.
Ein Sichter hatte einen Hund gepostet, der schon ein paar Tage zuvor immer mal wieder um und in Mieterkingen gesehen wurde. Der Hund wurde als sehr ängstlich beschrieben und ließ sich auch von niemandem anlocken.
Wir durchsuchten sämtliche Vermisstengruppen, Ebay, Dogorama und weitere Plattformen.
Wir fanden nirgends eine Vermisstenmeldung, die passen könnte.
Auch bei den verschiedenen Polizeistationen und Tierheimen lag ebenfalls keine Vermisstenmeldung vor.
Wir beschlossen, etwas zu unternehmen und das Phantom, so haben wir es genannt, von der Straße zu holen.
Da wir ca. 1 Stunde entfernt wohnen, nahm ich Kontakt zu Bea aus Herbertingen auf. Bea haben wir vor ein paar Jahren durch einen entlaufenen Hund kennengelernt.
Wir baten sie um Unterstützung vor Ort.
Allein würden wir das nicht bewältigen können.
Der Flyer und die WhatsApp Gruppe waren somit am 23.2.2023 erstellt und dann ging es schon los.
Gemeinsam flyerten Bea, Siggi und Astrid vor Ort Herbertingen und Umgebung.
Wir brauchten einfach zeitnahe Sichtungen und hofften, dass sich vielleicht doch jemand melden würde, der den Hund kennt oder selbst vermisst.
Wir sprachen mit mehreren Sichtern und kamen für uns zu dem Ergebnis, dass der Hund, so wie er sich die ersten Tage verhielt, mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgesetzt wurde.
Das Verhalten war einfach anders wie bei entlaufenen Hunden.
Nachdem die Flyer hingen, trudelten nun vermehrt Sichtungen ein.
Am 25.2.2023 beschlossen wir, bepackt mit Cams und Futter, nach Herbertingen zu fahren. Wir mussten den Hund so schnell wie möglich von der Straße holen, denn das Gebiet war alles andere als sicher.
In unmittelbarer Nähe verlaufen die Gleise und diese hatte das Phantom immer wieder überquert.
Siggi hatte bis zum Nachmittag die Leberwurstsuppe fertig und wir setzen dann am letzten Sichtungspunkt am Waldrand an. Die Wurstwasserspuren wurden aus allen Richtungen zur eingerichteten Futterstelle gezogen.
Parallel richteten wir eine weitere Futterstelle am vorletzten Sichtungspunkt auf der anderen Seite des Waldes ein. Das Phantom konnte problemlos durch den Wald zu beiden Punkten gelangen.
Voller Hoffnung fuhren wir heim und dann gab es auch schon die nächste Sichtungsmeldung in der Nähe der Kapelle die ca. 1 Kilometer von der Futterstelle entfernt ist.
Das Phantom war über die Felder in Richtung Wald gerannt.
Wir waren so gespannt, hofften und drückten alle die Daumen, dass das Phantom die Futterstelle finden würde.
Die Kameras blieben die ganze Nacht still. Es war so bitterkalt, Minus 10 Grad hatte es in der Nacht gegeben.
Wo steckte das Phantom nur?
Wir beschlossen am 26.2.2023 ein weiteres Mal nach Herbertingen zu fahren und weitere Futterstellen einzurichten.
Bepackt mit 20 Litern Leberwurstwasser und vielen Leckereien, machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg nach Herbertingen.
Das Wetter war an diesem Tag einfach so schrecklich. Es war extrem kalt, es stürmte und es gab immer wieder Schneestürme. Also optimale Vorraussetzungen.
Vor Ort angekommen zogen wir die Spur, ca. 1,5 Kilometer von der Kapelle rüber zum Wald und spurten dort aus allen Richtungen zu den 3 neu eingerichteten Futterstellen.
Da es nachts so kalt war und das Futter leider gefror, mischten wir geruchsneutrales Öl drunter.
Öl ist sehr kältebeständig, wir verwenden es seit Jahren in den Wintermonaten.
Aufgrund des Schneesturms mussten wir immer wieder unterbrechen und mit dem Auto raus aufs sichere Feld fahren, um uns selbst nicht in Gefahr zu bringen.
Heute sollte es einfach klappen, voller Hoffnung fuhren wir heim.
Um 18 Uhr trudelte die erste Sichtung ein. Leider war diese nicht sehr erfreulich denn das Phantom hatte die Gleise überquert und lief nun in den Ortskern von Herbertingen.
Das Problem war, dass genau an diesem Abend das sogenannte Funkenfeuer stattfand und das leider ca. 1 Kilometer von den Futterstellen entfernt. Es herrschte also eine Unruhe und das warf uns leider zurück.
Wir hatten leider keine andere Möglichkeit außer zu warten was passieren würde.
Am 27.2.2023 schlug eine der Cams um 11:16 Uhr Alarm.
Schnell die App geöffnet und Bauklötze gestaunt und dann brach ein riesiger Freudenschrei aus uns heraus.
Das Phantom hatte die Futterstelle gefunden.
Es zerbrach uns das Herz die kleine Maus so ängstlich und schreckhaft zu sehen. Der Schwanz war komplett unter dem Bauch eingeklemmt. Wir sahen, dass es ein Weibchen war.
Was hatte sie nur erlebt?
Nachdem sie die Futterstelle leergefressen hatte, entdeckte sie auch die beiden anderen Futterstellen.
Da es uns zeitlich an dem Tag leider nicht reichte die Lebendfalle zu stellen, füllte Bea die Futterstellen neu auf und wir verabredeten uns für den 28.2.2023 um die Falle aufzustellen.
Das Phantom kam in der Nacht vom 27.2.2023 auf den 28.2.2023 mehrmals zu den Futterstellen und besuchte diese auch direkt wieder in den frühen Morgenstunden am 28.2.2023.
Wir bereiteten daheim alles für das leckere Menü für die Falle vor. Luden die Falle auf, packten weitere Cams ein und fuhren am Nachmittag am 28.2.2023 nach Herbertingen und bauten die Falle an der hintersten Futterstelle auf.
Da war es am ruhigsten und da hielt sich das Phantom auch sehr lange an der Futterstelle auf.
Die Futterstelle in der Mitte lösten wir auf und an die erste Futterstelle legten wir noch ein wenig Futter hin.
Wir arbeiten immer mit Ausweichfutterstellen da wir nie wissen, wie der entlaufene Hund auf die Lebendfalle reagiert. Hat der Hund ein Problem mit der Falle, dann können wir immer noch auf den Fangzwinger ausweichen.
Der Platz mit der Lebendfalle ist dann quasi verbrannt und wir greifen dann auf die zweite Futterstelle zurück.
Die Nacht brach an und es tat sich nichts. Rein gar nichts. Zum Mäuse melken.
Um ca. 9 Uhr gab es dann am 1.3.2023 im Minutentakt neue Sichtungen. Die Sichtungspunkte waren ca. 1,5 Kilometer von der Falle entfernt.
Wir konnten nichts tun und mussten einfach abwarten. Das Phantom wusste, wo es was zu essen gab.
Am Nachmittag trudelten weitere Sichtungen ein. Leider noch immer genau auf der anderen Seite von Herbertingen in Richtung Marbach.
Die letzte Sichtung war in der Ecke von Mieterkingen, genau unterhalb des Waldes, in dem die Falle stand.
Die Nacht brach an und wieder blieben die Kam
eras still. Wir machten uns viele Gedanken und sprachen über alle Eventualitäten und auch darüber, dass wir vielleicht auf der anderen Seite neu ansetzen müssen.
Wir beschlossen also am Nachmittag des 2.3.2023 ein weiteres Mal nach Herbertingen zu fahren. Wir wollten uns die letzten beiden Sichtungspunkte vor Ort anschauen und dann entscheiden, wo es Sinn machen würde, weitere Futterstellen einzusetzen.
Vor Ort angekommen sahen wir gar keine einzige Möglichkeit und auch keinen Sinn darin weitere Futterstellen einzurichten. Weit und breit war nur Acker zu sehen.
Keine Bäume, keine Büsche, keine Rückzugsmöglichkeit für den Hund. Keine Chance, eine Kamera zu installieren.
Wir öffneten immer und immer wieder die von uns erstellte Sichtungskarte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Wege das Phantom nehmen würde, um wieder in den Wald zu gelangen.
Wir entschieden uns Just in diesem Moment keine weiteren Futterstellen einzurichten.
Jennifer und ich (Jenny) schauten uns an und hatten beide denselben Gedanken!
Wir machten die Falle ein weiteres Mal frisch und setzten alles auf eine Karte.
Es war einfach der einzige Anhaltspunkt, den wir hatten.
Nachdem wir das alles erledigt hatten, fuhren wir erschöpft nach Hause.
Als wir gerade im Bett waren und schon fast im Land der Träume waren schlugen plötzlich sämtliche Kameras an der Falle Alarm.
Schnell die App gestartet und der Atem stand still.
Das Phantom war tatsächlich zur Falle zurückgehrt und nun begann das typische Fallenspiel.
Das Phantom schaute in die Falle, lief hinter die Falle, wieder um die Falle, wieder nach hinten und dann nahm das Phantom all seinen Mut zusammen und um 22 Uhr war der Spuk endlich vorbei und der Hund war gesichert!
Raus aus den Federn, rein in die Klamotten. Schnell noch Bea und Astrid angerufen, sie machten sich direkt auf den Weg zur Falle, um den Hund etwas zu beruhigen.
Jennifer und ich fuhren so schnell wir konnten nach Herbertingen.
Vor Ort angekommen empfing uns ein total ängstlicher Hund. Es war eine Hündin, dies wussten wir schon anhand von Bildern von den Kameras.
Sie machte sich so klein in der Falle und wäre am liebsten einfach unsichtbar geworden.
Gemeinsam luden wir die Falle in den Hänger und holten die kleine Maus in der gesicherten Garage aus der Falle.
Wir waren alle sehr gespannt, ob sie einen Chip haben würde, aber beide Chiplesegeräte blieben still.
Jennifer nahm sie in der Nacht erstmal mit zu sich nach Hause und nahm dann am nächsten Morgen den Kontakt zum Tierheim Sigmaringen auf und brachte die kleine Maus ins Tierheim.
Es geht ihr dort wirklich gut, man kümmert sich sehr rührend um sie. Bis heute hat sich kein Besitzer gemeldet.
Sie ist ca. 1,5-2 Jahre alt und muss nun erstmal ankommen.
Wir wünschen der kleinen Maus von Herzen ein wunderschönes Zuhause. Wo sie ankommen darf und geliebt wird und ein wunderbares Leben haben darf.
An dieser Stelle möchten wir Danke sagen!
Von Herzen Danke an Bea,Frank, Siggi, Astrid und Christine. Danke für die Flyerhilfer vor Ort und fürs Futterstelle auffüllen und fürs gemeinsame auf und abladen der Falle und fürs zur Verfügung stellen der Garage!
Von Herzen Danke an die wunderbaren Jäger vor Ort für die wirklich unkomplizierte Zusammenarbeit!
Danke an alle besonnen Sichter vor Ort!
Danke an alle Polizeistationen!
Danke an alle Teiler!
Von Herzen Danke an meine wunderbare Kollegin Jennifer! Wir sind tatsächlich nur zu zweit im Team und fragen uns auch immer wieder, wie wir das immer alles schaffen.
Es geht einfach immer! Jeder von uns hat seinen Part und wir vertrauen uns blind und jeder weiß, was der andere denkt und machen würde.
Suchhunde Baden-Württemberg